Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Alice Linsmayer, geb. Leisibach, wuchs im Kanton Zürich auf. Sie hat ihr Leben zwischen 1914 und bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2003 in 16 handgeschriebenen Büchern akribisch aufgezeichnet und die einzelnen Ereignisse mit eingeklebten Fotos, Dokumenten und Objekten dokumentiert. Diese Foto-Tagebücher zeichnen das Leben einer einfachen Frau nach, die eine Lehre als Weisswarenverkäuferin bei Jelmoli absolvierte, danach in verschiedenen Geschäften als Verkäuferin tätig war, eine Zeitlang für die Firma Persil als Wanderlehrerin unterwegs war und ab 1952 in Horgen ein eigenes Textilgeschäft betrieb. Alice Linsmayer war keine studierte Frau, ihre Erinnerungen haben jedoch den Charakter des Unmittelbar-Dokumentarisches. Sie war sowohl eine gute Erzählerin als auch eine gute Beobachterin. Einzelne Lebensphasen, etwa die die Kindheit eines verschupften Kindes, um das zwischen dem reichen Vater und der armen Mutter, die nicht mit ihm verheiratet war, ein erbitterter Streit tobte, oder das Alltagsleben im Zweiten Weltkrieg sind sehr anschaulich und unverblümt parteiisch beschrieben. Insbesondere auch das Verhältnis zu Männern, die sie immer wieder betrogen, denen sie aber raffiniert Berechtigungen abluchste, um einen eigenen Weg zu gehen, ist von hoher Brisanz. Alice Linsmayer war auch die erste Frau, die im Kanton Zürich als Schützin an Schützenfesten teilnahm und zum Ärger ihres Mannes auch Kränze schoss.
Die Unterlagen wurden übernommen, weil diverse Anknüpfungspunkte zum Sammelprofil des Schweizerischen Sozialarchivs bestehen.. Stichworte sind Geschlechterverhältnis/Gender, Arbeit und Alltag.