Religiös-Sozialistische Vereinigung der Deutschschweiz


Identifikation

Signatur:

Ar 500

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

1888-2001 (hauptsächlich 1951-1999)

Umfang:

1.6 m


Kontext

Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
In der Schweiz trat 1906 erstmals eine Religiös-Soziale Konferenz zusammen, und im selben Jahr folgte die Gründung der NEUEN WEGE, die zur Zeitschrift dieser Bewegung wurden. Am Anfang der religiös-sozialen Bewegung stehen die Theologen Christoph Blumhardt (1842-1919) in Deutschland und Leonhard Ragaz (1868-1945) in der Schweiz. Blumhardt verlor 1899 sein Amt als Pfarrer, weil er sich für streikende Arbeiter eingesetzt hatte und der SPD beigetreten war. Ragaz gab 1921 seine Theologieprofessur auf, um sich ganz der Friedensbewegung und der Arbeiterbewegung zu widmen. Die damalige Frauenbewegung hatte in der religiösen Sozialistin Clara Ragaz-Nadig (1874-1957) eine wichtige Stimme. Neben diesen und vielen anderen Christinnen und Christen für den Sozialismus gab es auch eine jüdische Tradition des Religiösen Sozialismus, deren bedeutendster Vertreter Martin Buber (1878-1965) war. Der Religiöse Sozialismus lehnte den Staatssozialismus ebenso ab wie den "roten Militarismus" und entwickelte statt dessen die Vision eines demokratischen, genossenschaftlichen, pazifistischen, ökologischen und auch schon feministischen Sozialismus.

Nach dem Tod von Leonhard Ragaz (1945) kam es zu einer Spaltung innerhalb der religiös-sozialen Bewegung, nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Bewertung des Stalinismus: 1950 wurde die Neue Religiös-soziale Vereinigung der Schweiz gegründet, die dem Kommunismus sehr kritisch gegenüber stand; ihr Publikationsorgan war die Zeitschrift „Der Aufbau“ (ab Jahrgang 1953). Die Neue Religiös-soziale Vereinigung wurde 1990 aufgelöst; das Vereinsvermögen wurde in die neu geschaffene Ragaz-Stiftung („Stiftung zur Förderung und Verbreitung der Gedanken von Prof. Leonhard Ragaz“) eingebracht.

1989 fusionierte die Religiös-Soziale Vereinigung mit den – von der Befreiungstheologie geprägten – Christinnen und Christen für den Sozialismus zur Religiös-Sozialistischen Vereinigung der Deutschschweiz. Ende 2010 zählte die RESOS 114 Mitglieder.
Übernahmemodalitäten
Die Akten der RESOS gelangten in den Jahren 2010 und 2011 ins Schweizerische Sozialarchiv. Eine erste Ablieferung erfolgte am 25.05.2010 und wurde von Willy Spieler betreut. Diese Unterlagen wurden von H.H. Zürrer angelegt. Das eigentliche Archiv der RESOS befand sich in einem Kellerraum im Zwinglihaus Zürich, Aemtlerstrasse 23; diese Unterlagen wurden von Agnes Hohl vorgeordnet und am 20.10.2011 ins Sozialarchiv überführt. Die Übernahme des RESOS-Archivs wurde von Ursula Deola initiiert und begleitet.

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Vereinsarchiv, lückenhaft. Aus der Zeit vor 1951 sind kaum Akten vorhanden. Der Bestand enthält Briefe bzw. Abschriften von Briefen von Leonhard Ragaz und weiteren Familienmitgliedern sowie Unterlagen aus dem Besitz von Berthe Wicke (1905-1996).
Bewertung und Kassation
Kassiert wurden Mehrfachexemplare, Buchhaltungsbelege sowie unspezifische Zuschriften (Einladungen, Spendenaufrufe und Ähnliches).
Neuzugänge
Es werden Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift
Unterlagen in deutscher Sprache

Sachverwandte Unterlagen

Verwandte Verzeichnungseinheiten
Periodika:
Veröffentlichungen

Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte im Dezember 2011 durch T. Kläusler, A. Stadler und U. Kälin.