Verband der ungarischen christlichen Arbeitnehmer der Schweiz, Svájci Keresztény Magyar Munkavállalók Szövetsége


Identifikation

Signatur:

Ar 470

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

ca. 1958-2016

Umfang:

18.8 m


Kontext

Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Gegründet am 17. Dezember 1958 als Verband gemischter Berufe innerhalb der christlichen Gewerkschaftsbewegung. Bereits 1958 erfolgte der Beitritt zum Christlichnationalen Gewerkschaftsbund (CNG). Mitglieder des Verbandes konnten Arbeitnehmer ungarischer Herkunft werden, die in der Schweiz lebten. Der Verband bezweckte "die Wahrung der beruflichen, materiellen und geistigen Interessen seiner Mitglieder und die Pflege des Ungarntums.” (Statuten, Art. 4.)

1981 erfolgte eine Namensänderung (von Svájci Keresztény Magyar Munkászövetség/Verband der ungarischen christlichen Arbeiter der Schweiz in "Svájci Keresztény Magyar Munkavállalók Szövetsége/Verband der ungarischen christlichen Arbeitnehmer der Schweiz". Das Zentralsekretariat wurde anfänglich in Olten eingerichtet und verblieb dort bis 1960; danach Umzug nach Zürich. Der VUCAS war in acht Ortsgruppen (Sektionen) gegliedert. Oberstes Organ war die Delegierterversammlung (DV), daneben bestand ein Zentralvorstand (ZV) und die Kontrollkommission.

Präsidenten des VUCAS: Hanzély, Menyhért [Meinhard] 1958-?; Lakatos; Böröcz, József [Josef] ab 1962

Ins Jahr 1969 fällt die Schaffung einer speziellen Tätigkeit des VUCAS: die Flüchltingshilfeaktion „Ungarn für Ungarn”. Der Verband half aufgrund einer Spezialbewilligung des Bundes zwischen 1969 und ca. 1989 mehr als 500 Flüchtlingen, in die Schweiz zu reisen. Der VUCAS übernahm für diese Personen die volle Garantie.

Ins Jahr 1969 fällt die Schaffung einer speziellen Tätigkeit des VUCAS: die Flüchltingshilfeaktion „Ungarn für Ungarn”. Der Verband half aufgrund einer Spezialbewilligung des Bundes zwischen 1969 und ca. 1989 mehr als 500 Flüchtlingen, in die Schweiz zu reisen. Der VUCAS übernahm für diese Personen die volle Garantie.

Ferner engagierte sich der VUCAS als Verfechter der Menschenrechte in ehemaligen Ostblockländern, insbesondere für die Rechte von Ungarn, die als Minderheiten in anderen Ländern lebten (Tschechslowakei, Sowjetunion, Rumänien, Jugoslawien). Ab 1969 organisierte der VUCAS im Kontext der Integrationsförderung Vorbereitungskurse für die Prüfung zur Einbürgerung. Auf dem Höhepunkt der Mitgliederbewegung zählte der VUCAS um 1975 mehr als 800 Mitglieder.
Übernahmemodalitäten
Der Bestand stammt hauptsächlich aus dem Besitz von József Böröcz Thalwil und wurden dem Sozialarchiv zwischen 2005 und 2008 übergeben. Die Akten waren völlig ungeordnet und präsentierten sich grösstenteils in einer chaotischen Ordnung. Eine umfangreiche Nachlieferung erfolgte am 1. März 2017 durch Herrn P. Szabo. Dabei handelte es sich um Unterlagen aus dem Nachlass von J. Böröcz.

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Das Archiv des VUCAS umfasst die Protokolle und Beiakten der Verbandsorgane (Delegiertenversammlung, Zentralvorstand, Ortsgruppen), die Publikationen (Jahresberichte, Rundschreiben, Zeitungen, etc.), die Sekretariatsakten (Korrespondenz, Korrespondenz mit den Ortsgruppen, etc.). Besondere Hervorhebung verdienen die Unterlagen zur Flüchtlingsaktion des Verbandes, „Ungarn für Ungarn”. Sehr gut dokumentiert ist die karitative Tätigkeit des Verbandes. Diese Akten geben auch Aufschluss über die Vielfältigkeit der Arbeit (Integration-, bzw. Einbürgerungsaktivitäten). Schliesslich enthält das VUCAS-Archiv einen reichhaltigen Bestand an Einzeldossiers ("Fallakten"). Allerdings sind bestimmte Dokumente dort verblieben, darunter einige, welche der Präsident als noch nicht übergabefähig betrachtet hat, bzw. welche, die für die momentan aktuellen Fallverwaltungen der VUCAS unentbehrlich sind. Diese Archivalien werden vom VUCAS zu einem späteren Zeitpunkt als Nachlieferung ins Sozialarchchiv gebracht.

Aus dem von L. Parragi verfassten Schlussbericht zu den Archivierungsarbeiten, 14.03.2009:

"Als der VUCAS-Vorstand in 2005 beschlossen hat, ihre eigenen Archivalien fachgerecht archivieren zu lassen und in ein gemeinnütziges schweizer Archiv zu integrieren, habe ich zunächst eine Grobschätzung vorgenommen. Anschliessed hat der Vorstand mit Herrn Dr. Urs Kälin, leitender Archivar des Sozialarchivs verhandelt. Herr Kälin hat das Material gesichtet (eingesehen) und hat sich bereit erklärt es zu Gunsten des Sozialarchiv anzunehmen.

Der grösste Teil der VUCAS-Archivalien war im Keller des Präsidenten József Böröcz eingelagert. Darüber hinaus befanden sich kleinere Mengen in Privatwohnungen weiterer Vorstandsmitglieder. Die Archivalien wurden im Keller in Thalwil unter schlechten Bedingungen und extrem chaotisch gelagert. Die Materialien sind aus diesem Grund unter Archivierungsgesichtspunkten in die arbeitsintensivste Kategorie zu stufen.

Ich habe das zu verwertenden Material aussortiert und mit VUCAS-Mitgliedern zusammen verpackt und ins Sozialarchiv transportiert. Den Transport und die Logistik haben die VUCAS-Mitglieder als VUCAS-Eigenleistung erbracht.

Der Grossteil des in Thalwil bewahrten Materials ist ins Sozialarchiv gekommen. Allerdings sind bestimmte Dokumente dort verblieben, darunter einige, welche der Präsident als noch nicht übergabefähig betrachtet hat, bzw. welche, die für die momentan aktuellen Fallverwaltungen der VUCAS unentbehrlich sind. Diese Archivalien werden vom VUCAS zu einem späteren Zeitpunkt als Nachlieferung ins Sozialarchchiv gebracht.

Die Archivierungsrbeiten habe ich in Zürich, im Schweizerischen Sozialarchchiv verrichtet in kontinuierlicher Konsultation mit Dr. Urs Kälin. Die Arbeiten wurden mit Unterbrechungen und in 50% Arbeitspensum gefertigt.

Ich habe das Material erst grobsortiert, anschliessend nach dem Pertinenenzprinzip zusammengefasst. Der für die Arbeit zur Verfügung stehende zeitliche und finanzielle Rahmen hat es mir nicht erlaubt, zig lose Dokumente einzeln in dieses System einzuordnen; ich war gezwungen, alternative Lösungen zu finden. Aus diesem Grund ist eine grosse Zahl der Dokumente lediglich chronoligisch, bzw. alphabetisch geordnet untergebracht.

Die Erschliesung des VUCAS-Materials habe ich teilweise ähnlich durchführen können, wie zuvor die des CHB, CMV und der LFSA die ebenfalls im Sozialarchchiv untergebracht sind. Allerdings hat der VUCAS aufgrund ihres speziellen Tätigkeitsfeldes nicht ausschliesslich gewerkschaftliche Archivalien produziert. VUCAS, als die grösste ungarische Interssenvertretung in der Schweiz ist sowohl Integrationsförderer der in der Schweiz lebenden ungarischen Emigranten, als auch Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen ählich und Betreuer kultureller Aufgaben.

Dementsprechend ist das Archiv in mehrere Hauptbereiche gegliedert: in den Gewerkschaftlichen, den Integrationsfördernden und dem Hilfswerk, bzw. den der Menschnrechtsaktivität. Darüber hinaus besteht das Archiv aus mehreren kleineren Bereichen. Sehr relevant ist auch der Bereich Einzeldossiers, aus welchem die jahrzehmtenlanger Soziografie ungarischer Immigranten in der Schweiz resultiert.

Nach der Zusammenfügung des Bestandes wurde der Abschluss der Archivierungsarbeiten stark durch den Erhalt von Nachlieferungen seitens des Präsidenten und der Vorstandsmitglieder mit gravierend wichtigen Materialien erheblich verzögert. Die Eingliederung einer Nachlieferung, bzw. der Zusammenschluss dieser mit einem bereits vorhandenen Bestand stellt die zeitintensivste Aufgabe in der Archivierungsarbeit dar.

Praktische Probleme und ihre Behebung

Um eventuelle Archivierungsprobleme vorzubeugen, die mit der Lückenhaftigkeit bestimmter Dokumente verbunden wären, habe ich mit dem Präsidenten J. Böröcz jeweils mehrmahls im Sozialarchchiv, bzw. in seiner thalwiler Wohnung erfolgreich konsultiert.

Die aus den frühen 1960-er Jahren stammenden Fotokopien sind in verhältnismässig gutem Zustand. Nicht so die Faxdokumentation älterer Generation aus den 1990-er Jahren. Ihre Leserlichkeit schwindet mit der Zeit bis sie gänzlich verblasst. Ich habe ausschliesslich diejenigen Fax-Dokumente fotokopiert und als Kopie archiviert, welche mir am allerwichtigsten erschienen.

Danksagung

Es gebührt allen Dank, die mit ihrer Arbeit und/oder Materialien zum Zustandekommen des SKMMSZ-Archivs beigetragen haben: Privatpersonen und Einrichtungen, besonders dem Lotteriefonds des Kantons Zürich für die grosszügige finanzielle Unterstützung.

Ich kann mit Freude feststellen, dass es gelungen ist, aus miserablen Archivalien dieses einzigartige Material für das VUCAS Archiv fachgerecht zu erschliessen, um es für zukünftige Generationen erforschbar und verwertbar zu machen.
Bewertung und Kassation
Kassiert wurden Doppel- und Mehrfachunterlagen, Buchhaltungsbelege und Zeitungsausschnitte zu diversen Themen.
Neuzugänge
Es werden Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Für das Archiv von VUCAS gelten Benutzungsbeschränkungen. Die Akten unterliegen einer Schutzfrist von 30 Jahren. Eine Konsultation der Unterlagen vor Ablauf der Schutzfrist ist möglich, setzt aber eine schriftliche Einsichtsbewilligung voraus. Über Einsichtsgesuche entscheidet der Vorstand von VUCAS.
Sprache/Schrift
Unterlagen in ungarischer und deutscher Sprache
Weitere Findmittel
Im Schweizerischen Sozialarchiv ist zum VUCAS-Bestand ein detailliertes schriftliches Findmittel vorhanden, das u.a. sehr viele Personennamen enthält.

Sachverwandte Unterlagen

Verwandte Verzeichnungseinheiten
Veröffentlichungen

Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Der Bestand wurde von László Parragi bearbeitet und verzeichnet. Die Nachlieferung vom März 2017 wurde durch Kristof M. Heil und Peter Szabo zwischen November 2017 und Mai 2018 bearbeitet.