Interessengemeinschaft Hardturmquartier


Identifikation

Signatur:

Ar 539

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

1996-2010

Umfang:

0.44 m


Kontext

Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Gegründet am 17.01.2000 im Zusammenhang mit der rasanten Stadtentwicklung in Zürich West (Projekte Kraftwerk, Maag, Schauspielhaus/Schiffbau, Erweiterung Limmatwest, Hardturmstadion).

Ende der neunziger Jahre begann die Planung für den Bau eines neuen Zürcher Fussball-Stadions. Dabei wurden immer neue Konzept entwickelt, die aber nach kurzer Zeit wieder über den Haufen geworfen wurden: Zuerst sollten Letzigrund und Hardturm saniert werden, dann folgten die Ideen für ein polysportives Stadion Gross-Hardturm. Nach der anfänglichen Begeisterung für den Gross-Hardturm gab es in den folgenden Jahren immer wieder ernüchternde Phasen – und ein paar deutliche Hinweise darauf, dass es mit der polysportiven Arena inklusive Mantelnutzung auf dem Hardturm-Areal eng werden könnte. 1999 gewann die niederländische Planergruppe MDC, zusammen mit dem Architekten Rem Kohlhaas, eine städtebauliche Studie zum neuen Stadion. Ein Jahr später kam es zum Bruch; die Planer wurden in die Wüste geschickt, weil sie es gewagt hatten, die Realisierbarkeit des Gross-Stadions an diesem Ort anzuzweifeln. Ein Jahr später, nach Abschluss der ersten Runde des Architekturwettbewerbs, war diese Einsicht aber auch bei den Zürcher Verantwortlichen gereift. Nun setzte man wieder auf die Strategie mit zwei Stadien: der Letzigrund für Leichtathletik und Events, der Hardturm als reines Fussballstadion. Die Stadt sollte den Letzigrund bauen, die Credit Suisse, zunächst noch im Verbund mit der Albers-Gruppe, den Hardturm. Zwei Teams aus der ersten Wettbewerbsphase überarbeiteten ihre Projekte, am Ende siegten Meili/Peter mit dem markanten Fünfeck, das eine Art Stadttor zu Zürich-West werden sollte. Das Projekt stiess auf Begeisterung in Architekturkreisen, von Anfang an aber auch auf den erbitterten Widerstand der Nachbarschaft und des VCS. Das Stimmvolks sagte 2003 Ja zum Gestaltungsplan, anschliessend aber kam es zum Rechtstreit, der sich vor allem um die Zahl der Parkplätze drehte. Zuerst zogen die Anwohner den Fall weiter, am Ende gelangten Stadt und CS ans Bundesgericht.

Im Zusammenhang mit den Plänen für den Stadionneubau aber auch mit der rasanten Veränderung des gesamten Hardturmquartiers wurde im Jahr 200 die Interessengemeinschaft Hardturmquartier gegründet. Gemäss Statuten besteht der Zweck der IG darin, "alteingesessene und neuzugezogene Bewohnerinnen und Bewohner des Gebietes zwischen Escher-Wyss-Platz, Bhf. Hardbrücke, Hardturmstadion und angrenzende Gebiete, hier arbeitende Personen sowie weitere interessierte Kreise bzw. Organisationen miteinander zu vernetzen. Gemeinsam sollen Probleme und Anliegen diskutiert, Ideen entwickelt und Aktivitäten geplant und durchgeführt werden, um ein urbanes, attraktives und lebenswertes Quartier zu gestalten."

Ein spezielles Augenmerk der IG galt dem Hardturmstadion. Das Neubauprojekt der Stadion Zürich AG, einer Tochtergesellschaft der Credit Suisse, sollte Austragungsort für die Spiele der Euro 2008 sein. Im September 2003 wurde ein Kredit in der Höhe von 47,667 Millionen Franken für die Beteiligung an der Stadion Zürich AG beziehungsweise für die Erstellung der Infrastruktur des Fussballstadions von den Zürcher Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern gutgeheissen. Daraufhin erhob die IG Hardturmquartier Einspruch gegen den geplanten Neubau mit Mantelnutzung, woraus sich ein 10 Jahre andauernder Rechtsstreit entwickelte, der schliesslich zum Abbruch des Projektes führte. 2013 wurde an der Urne auch ein gründlich überarbeitetes Bauprojekt abgelehnt.
Übernahmemodalitäten
Die Unterlagen gelangten am 22. Oktober 2013 ins Schweizerische Sozialarchiv. Die Ablieferung wurde von Monika Spring betreut.

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Der Bestand umfasst Akten der Interessengemeinschaft Hardturmquartier (IGH), unter anderem Korrespondenz, Protokolle, Konzepte, Notizen, Broschüren, Veranstaltungseinladungen und -programme sowie Jahresberichte. Speziell zu erwähnen sind die Rekurse und Gerichtsentscheide zum Hardturmstadion. Die Akten der IGH sind in erster Linie organisatorischer Art (Vorbereitung von Veranstaltungen, Sitzungsprotokolle).Ferner sind Unterlagen zum Projekt Hardturmstadion sowie zur baulichen Entwicklung in Zürich West vorhanden (Unterlagen Komitee Pro Limmatraum und Zürich-West, Unterlagen Stadtforum Zürich).
Bewertung und Kassation
Doppel- und Mehrfachexemplare, wenig aussagekräftige E-Mail-Korrespondenzen sowie einzelne Rechnungsunterlagen wurden kassiert.
Neuzugänge
Es werden Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift
Unterlagen in deutscher Sprache

Sachverwandte Unterlagen

Verwandte Verzeichnungseinheiten
Veröffentlichungen

Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Die Bearbeitung erfolgte im November 2013 durch J. Gross.